Wie Milliardäre ihr Geld vermehren

Die reichsten Familien Deutschlands haben bei der Geldanlage ein klares Ziel – den Werterhalt. Besonders hohe Renditen erwarten nur die wenigsten. Interessant: Um dieses Ziel zu erreichen, setzen die Superreichen und ihre Vermögensverwalter inzwischen zunehmend auf Dividendenwerte und immer weniger auf festverzinsliche Wertpapiere. Das ist das Ergebnis zweier aktueller Umfragen.

So befragten Forschers des Bayerischen Finanz Zentrums BFZ und der Beratungsgesellschaft Complementa 92 Vermögensverwalter, die ausschließlich oder überwiegend sehr reiche Familien betreuen. 70 Prozent der befragten Vermögensverwalter arbeiten dabei für mehrere Familien, 30 Prozent sind ausschließlich für eine Familie zuständig. Fast ein Drittel dieser Family Offices verwalten Vermögen von mehr als einer Milliarde Euro.

Vermögen schützen und vermehren

Für 67 Prozent der Befragten hat dabei der Kapitalerhalt oberste Priorität bei der Geldanlage. Zweitwichtigstes Ziel (22 Prozent) ist dabei, regelmäßige Erträge, zumeist Dividenden und Zinsen, zu erzielen. Ebenso häufig genannt wurde das Ziel, Renditen mindestens in Höhe der Inflationsrate zu erreichen. Auch dieses Ziel drückt den Wunsch nach Werterhalt aus.

Nur 16 Prozent gaben als Top-Ziel eine absolute Rendite. Zwei Drittel dieser Rendite-Ziele lagen dabei zwischen Null und fünf Prozent liegen. Sehr deutlich waren auch die Präferenz von Sachwerten und das relativ geringe Engagement in Zinspapieren. Meist sind Family Offices breit diversifiziert. Im Schnitt halten sie für ihre reichen Kunden 27 Prozent Aktien, 20 Prozent Anleihen und 15 Prozent Immobilien. Das restliche Viertel teilt sich auf in eine Liquiditäts-Reserve und Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen.

Dividendenaktien werden immer interessanter

Die zunehmende Abkehr von Anleihen-Investments bestätigt auch eine Untersuchung der Wirtschaftsprofessorin Yvonne Brückner von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Sie befragte 115 Hochvermögende und deren Vermögensverwalter. Die Gründe für die Abwendung von den Rentenpapieren seien offensichtlich, sagt Brückner. Zum einen eigne sich die Anlageklasse aufgrund des Zinsniveaus kaum mehr als verlässlicher Cash-flow-Lieferant.

Zum anderen habe sich das Chance-Risiko-Profil der Festverzinslichen aufgrund des Zinsniveaus erheblich verschlechtert. „Das Zinsniveau hat kaum mehr Luft nach unten, Anleihekurse haben kaum mehr Potenzial nach oben“, urteilt Brückner. Die in ihrer Befragung registrierte Umschichtung von Zinspapieren in Aktien sei vor diesem Hintergrund vollkommend verständlich.