Oligopole sind ein zweischneidiges Schwert. Das lernen Wirtschafts-Studenten schon im Grundstudium. Im Oligopol dominieren wenige Anbieter einen Markt. Das kann für die Unternehmen eine angenehme Situation sein – solange keiner der Oligopolisten an den Preisen rührt. Doch wehe, einer senkt seine Preise. Dann entsteht mitunter ein ruinöser Wettbewerb, in dem die Anbieter versuchen, mit aggressiven Preissenkungen ihre Konkurrenten aus dem Markt zu drängen. Vor allem in Märkten, in denen die Unternehmen eine gewisse Größe zum Überleben brauchen, sind solche Preiskämpfe eine bewährte Strategie.
Studenten der Betriebswirtschaft sei jetzt der ETF-Markt als Anschauungsobjekt empfohlen. Mehr als 40 Fondsgesellschaften offerieren in Europa ETFs. Doch drei Anbieter verwalten 75 Prozent aller Assets. Die größten acht haben 90 Prozent des angelegten Vermögens gebunkert. Konsequenz: Nur ganz wenige Gesellschaften kommen auf nennenswertes Volumen. Lediglich fünf Häuser verwalten in ihren ETFs mehr als zehn Milliarden Euro. Bislang schien diese Marktschiefe für die Anbieter keine allzu bedrohliche Situation zu sein. Weil Anleger immer mehr Geld in ETFs investierten, war bislang von Preiskämpfen wenig zu spüren.
Doch jetzt bläst die Deutsche Bank zur Entscheidungsschlacht. Mit radikal gesenkten Verwaltungsgebühren bei den wichtigsten ETFs will sich Europas zweitgrößter Anbieter Marktanteile sichern. In absehbarer Zeit werden die beiden anderen Großen im Markt, Blackrock und Lyxor, lehrbuchmäßig reagieren und nun ebenfalls an der Preisschraube drehen. Schließlich können die europäischen Platzhirsche mit niedrigeren Gebühren nicht nur ihr Revier gegen Angreifer aus den USA verteidigen. Die Chancen stehen gut, dass sie mit dieser Taktik auch einige lästige Nebenbuhler aus der Heimat loswerden.
Für Anleger muss der Preiskampf kein Schaden sein. Das zeigt das Beispiel des reiferen und ebenfalls stark oligopolistischen US-Markts. Dort können sich Anleger über ein sehr breites Fondsangebot freuen. Gleichzeitig sind die beliebtesten US-ETFs noch billiger als hierzulande.